Kultur


05.02.2004.

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  • EIN JAHRHUNDERT DER TAGESZEITUNG " POLITIKA

    Die Belgrader Tageszeitung "Politika" hat am 25. Januar mit entsprechenden Veranstaltungen ihren 100. Geburtstag begangen. Mit nicht unbedeutenden Ambitionen hat sie ihr zweites Jahrhundert angeschnitten, in der Überzeugung, dass sie den Medienraum in der Region nach wie vor auf den ursprünglichen Grundsätzen der von Jung und Alt gern gelesenen Zeitung bereichern wird. Miroslav Misko Stojanovic, stellvertretender Chefredakteur unterstreicht in einem Interview dem Radio Serbien und Montenegro, dass "Politika" in das zweite Jahrhundert mit einer Art Renaissance geschritten ist und neue Kraft aus der langjährigen Tradition schöpft. Mit ihm sprach Kiril Panov.

    Die Rückkehr zu den ursprünglichen Prinzipien zeigt die Treue der Zeitung zur Tradition, die als roter Faden durch die Zeit hindurch führt und von der evolutiven Änderung der Belegschaft aussagt. "Das ist wahrscheinlich das Wichtigste, womit unsere Zeitung das neue Entwicklungsjahrhundert beginnt, betont unser Gesprächspartner. Er weist auf die Tatsache hin, dass "Politika 1904 erschienen ist, als in Serbien 13 Tageszeitungen herausgegeben wurden, und genauso viele gibt es auch heute. Bereits in der ersten Nummer und dem Leitungsartikel über die unabhängige Presse und deren Aufgaben in einem solchen Medienwald hat "Politika" ihr Muster aufgedrängt, das sie beim Aufbau einer neuen Dimension des Ernstzunehmenden verfolgen wird, nicht nur im politischen Sinn einer liberal-bürgerlichen Zeitung, sondern auch wegen der Journalistenschule, die nun als Lesebuch dieses Berufs auf dem Balkan angeführt wird. Das war eine Tageszeitung mit überzeugendem Ausdruck und Würde, und es ist ihr gelungen, die intellektuelle Kraft anzuregen, die sie durch alle Versuchungen, die es im vergangenen Jahrhundert nicht wenige gab, geführt hat. "Bereits die erste Redaktion war die Elite des damaligen Serbien", sagt Stojanovic und fügt hinzu, dass angefangen vom Nobelpreisträger Ivo Andric in der "Politika" Intellektuelle aus dem In- und Ausland unter eigenem Namen oder unter Pseudonym geschrieben haben.

    In Zusammenhang mit den Entwicklungsplänen betont Stojanovic insbesondere die Verbindung zum strategischen Partner der WAZ -Mediengruppe aus dem deutschen Essen, welche der "Politika" eine neue Dimension, nicht nur im technologischen, sondern auch im materiellen Sinn gebracht hat. Die Zeitung bekam moderne Druckmaschinen und die Möglichkeit zum Farbdruck, womit sich auch diese unsere traditionelle Zeitung den modernen europäischen Zeitungen angenähert hat. Zur Zeit laufen Verhandlungen mit Providern über eine größere Präsenz der Zeitung im Internet, weil sich manche Leser beschweren, Schwierigkeiten bei der Öffnung einiger Seiten im Internet zu haben. Für unsere Hörer in der Diaspora hebt Stojanovic den jüngsten Beschluss des "Politika"- Vorstands über die baldige Erscheinung einer sogenannten "europäischen Ausgabe" in serbischer Sprache hervor. Sie wird eine neue Form haben, jedoch das Wesentliche beibehalten, das "Politika" im Lande veröffentlicht, samt speziellen Beiträgen für die Diaspora. Stojanovic zufolge werden die Ausgaben mit dem "Politika"- Logo auch in Deutschland gedruckt werden und der Vertrieb wird, wie geplant, aus Europa später auch in andere Teile der Welt fortgeführt werden. Diese neue Herausforderung ist auch ein Ergebnis häufiger Leserwünsche aus dem Ausland, dass "Politika dort erscheinen soll.

    Hinsichtlich der Geschichte der Zeitung, die bereits in ihrer ersten Nummer ein Feuillton von Stevan Sremac veröffentlicht hat, sagt Stojanovic, dass in den vergangenen 100 Jahren "POLITIKA " als Zeitgenosse alle Stürme und Gewitter im unruhigen Balkanraum durchgemacht hat und erinnerte daran, dass sie jedoch im I. und II. Weltkrieg nicht herausgegeben wurde. "Das ist einer ihrer ernsthaften Grundsätze, dass sie während der Okkupation schweigt, bzw. nicht erscheint", sagt unser Gesprächspartner. Seiner Meinung nach, gehören diese Stürme doch der Vergangenheit in diesem Raum an und "Politika" sollte künftig in einem andersartigen "demokratisch und politisch stabilen Ambiente" erscheinen". Stojanovic dankte für die Geburtstagsglückwünsche unserer Redaktion und äußerte die Überzeugung, dass die "Politika" ihrem Weg treu bleiben wird und als Zeitung, die das Schicksal des Volkes geteilt hat und in diesem unzertrennlichen Schicksal Akteur und Teilnehmer und nicht nur Zeuge war, ihre bekannte Aktivität der ältesten Zeitung auf dem Balkan fortsetzen wird.


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